Der Förderverein der Kultur- und Begegnungsstätte Tunis empfängt die SPD

Am vergangenen Freitag besichtigten Mitglieder der Friedeburger SPD die Räumlichkeiten des „Tunis“ in Marx und sprachen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins der Kultur- & Begegnungsstätte, Hannes Becker, über die aktuelle Vereinsarbeit sowie anstehende Herausforderungen.

Die SPD Friedeburg vor der ehemaligen Discothek Tunis in Marx.

Der Verein hatte sich im März dieses Jahres gegründet, nachdem die Gemeinde Friedeburg im Dezember 2014 als Pächter der ehemaligen Diskothek einsprang um den Einzug eines Rockerclubs zu verhindern.

Ziel des Vereins sei es, so Becker, das Tunis als Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde zu erhalten und neben dem reinen Disco-Betrieb als Kulturstätte zu etablieren. „Für die Zukunft planen wir unter anderem Lesungen, aber auch Konzerte sollen hier wieder stattfinden“, gab der Vorsitzende bereits einen Ausblick auf das kommende Jahr. Zunächst stünden jedoch weitere Arbeiten am Gebäude an: „Die Technik musste weitestgehend erneuert werden, um den Betrieb garantieren zu können. Als nächstes widmen wir uns dem Lärmproblem“, erklärte Becker. Er weiß um die Dringlichkeit dieses Problems: „Einigen Nachbarn war es zu laut, das nehmen wir sehr ernst. Ohne eine breite Akzeptanz hier im Ort hat das Tunis als Veranstaltungsstätte keine Zukunft. Darum soll jetzt der Dachboden gedämmt werden, aber noch fehlt das Geld“, gab der Vorsitzende zu bedenken. Daran soll vor allem die zumeist sehr gut besuchte Weihnachtsfeier an Heiligabend etwas ändern: „An Heiligabend beschäftigen wir hier 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn alles gut läuft, geht der Auftrag für den Dachboden noch vor Silvester raus.“

Bis dahin soll es, neben der Weihnachtsfeier an Heiligabend, zwei weitere Veranstaltungen geben: Eine Halloweenparty am 31.10. sowie eine „Gothic-Weihnachtsfeier“ am zweiten Weihnachtstag. „Das Tunis galt früher als alternativ, diesen Aspekt möchten wir nicht vernachlässigen, auch wenn wir in Zukunft ein weitaus breiteres Spektrum abdecken wollen“, erklärte der Vorsitzende das neue Konzept hinter den Veranstaltungen. Neben der beliebten „Revival-Reihe“ habe es in diesem Jahr bereits zwei Veranstaltungen für Kinder sowie eine reine Schlagerparty gegeben, fuhr Becker fort. Der Erhalt der ehemaligen Diskothek ist für den 24-Jährigen auch eine Herzensangelegenheit: „Ich habe selbst sechs Jahre lang im Tunis hinter dem Tresen ausgeholfen. Anderswo haben Diskotheken dieser Art nach und nach schließen müssen. Das wollten wir hier möglichst vermeiden“, schilderte der Vorsitzende die Hintergründe seines Engagements.

Der Förderverein der Kultur- und Begegnungsstätte hat derzeit 28 Mitglieder. Größere Entscheidungen treffe der Verein grundsätzlich basisdemokratisch auf den regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlungen, erläuterte Becker. Die entstehenden Kosten für Veranstaltungen würden durch die Einnahmen aus Eintrittsgeldern und dem Getränkeausschank gedeckt. Zum 01.07.2015 wurde dem Verein die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erteilt, weshalb darüber hinausgehende Gewinne bis zum Jahresende gemeinnützig investiert werden müssen. „Aber auch Spenden sind dadurch nun möglich“, fuhr der Vereinsvorsitzende fort. Insgesamt fasst das Tunis bei Veranstaltungen rund 300 Personen. Seit drei Monaten beheimatet die ehemalige Diskothek außerdem die Ausgabestelle der Auricher Tafel, samt Kleiderkammer. In der Doppelnutzung sieht Becker vor allem eine Chance: „Im Vordergrund steht die bestmögliche Nutzung des Gebäudes. Die Räumlichkeiten geben es her, dass sowohl die Tafel als auch wir in eigenen Bereichen agieren können“, so der Vereinsvorsitzende über die neue Aufteilung. Für Veranstaltungen stünden weiterhin die gewohnten Bereiche zur Verfügung. „Das lässt sich hier alles sehr gut arrangieren“, zeigt sich Becker optimistisch gegenüber der Zusammenarbeit. Die Tafel hatte aus dem Gebäude der ehemaligen Orientierungsstufe in Friedeburg ausziehen müssen, da der Verkauf bevorstand. Seit Juni findet die regelmäßige Ausgabe in Marx statt. Auf dem Gelände der ehemaligen Diskothek waren zuvor bereits weitere Vereine untergekommen, weiß SPD-Ratsmitglied Hans-Hermann Lohfeld: „Zum Pachtobjekt gehörten neben der Diskothek noch weitere Gebäude. Die Scheune wird inzwischen vom Friedeburger Borgward-Club (FBC) für ihre Oldtimer genutzt, in den Garagen lagert Ausrüstung der Jugendfeuerwehr Marx. Dies sorgt für Platz im Feuerwehrhaus Marx, der dringend benötigt wird. Auch das DRK wird seine Einsatzfahrzeug dort unterbringen können.“ Die Wohnung über dem Tunis solle ebenfalls wieder vermietet werden. Den Förderverein betreffen diese Vorgänge indes nicht: „Wir sind nur die Betreiber der Kultur- und Begegnungsstätte, über das gesamte Objekt verfügt nach wie vor die Gemeinde als Pächter“, so Becker. „Die Wohnung im Obergeschoss wurde inzwischen dem Landkreis gemeldet, hier sollen nach Möglichkeit sehr bald die ersten Flüchtlinge untergebracht werden“, ergänzte Lohfeld. Insgesamt biete die rund 200 Quadratmeter große Wohnung (7 ZKB) Platz für acht bis zwölf Einzelpersonen.

Die Sozialdemokraten zeigten sich zum Abschluss beeindruckt von den Bemühungen des Fördervereins: „Den Mitgliedern ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, eine Perspektive für das Gebäude und somit auch für den Veranstaltungsort Marx zu erarbeiten“, so Lohfeld. Auch der Juso-Vorsitzende Kai-Uwe Lassowski äußerte sich positiv: „Was hier durch den Verein auf ehrenamtlicher Basis realisiert wurde, sollte als Vorzeige-Projekt für die gesamte Region gelten, wenn es darum geht, attraktive Strukturen im ländlichen Raum zu erhalten.“ Für die SPD war es bereits der zweite Termin einer Reihe von Besuchen bei gemeinnützigen Vereinen im Gemeindegebiet. Im Juli hatte man bereits das Gespräch mit dem Förderverein des Gründerhauses in Bentstreek gesucht.