
„Jeder von uns wird doch wohl irgendjemanden kennen, der auf den Listen der demokratischen Parteien für die kommunalen Parlamente steht“, sagt Roswita Mandel, die selbst auch für den Stadtrat wieder antritt. Die Frauen und Männer, die sich wählen lassen, seien die Sprachrohre der Bürger. „Wir, die wir im Kreistag oder Stadtrat sitzen, können die Anregungen, Fragen und Bedenken weitergeben, dafür aber brauchen wir Stimmen“, sagt die Sozialdemokratin.
Im März haben die Vorbereitungen für den Wahlkampf begonnen. „Vor allem auf kommunaler Ebene läuft alles sehr ruhig ab – ohne Seitenhiebe“, lobt Mandel die Stimmung. Ein Dorn im Auge sind ihr aber die Diskussionen, die oft in den digitalen Medien entfachen. „Soziale Medien nenne ich Facebook und Co nicht mehr, denn dort wird alles andere als sozial diskutiert“, sagt Roswita Mandel. Oft nimmt sie sich die Zeit, sich mit den Kommentarschreibern auseinanderzusetzen. „Es ist aber echt müßig, die wollen keine anderen Meinungen gelten lassen, beharren auf ihren Standpunkten und das mit Ausdrücken weit unter der Gürtellinie“, bedauert die Wittmunderin.
Ihr sind die Gespräche vor Ort mit den Bürgern wichtig. „Davon lebt unsere Demokratie – von den Dialogen“, sagt sie. Allerdings habe die Corona-Pandemie den Wahlkampf nicht einfacher gemacht. „Wir von der SPD haben das Gefühl, die Menschen gehen nicht mehr so viel raus. Es ist schwer, mit ihnen auf der Straße ins Gespräch zu kommen“, so die Sozialdemokratin, die ihre Parteikollegen auf den Info-Ständen wie auf dem Wittmunder Wochenmarkt oder samstags vorm SPD-Bürgerbüro in der Fußgängerzone begleitet.
Roswita Mandel kennt sich aus mit Wahlkampf, denn seit 1986 betreut sie das politische Werben für die Wittmunder SPD auf Bundes-, Landtags- und kommunaler Ebene. „Mir wird Bange, wenn ich sehe, wie die Wahlbeteiligung weiter abnimmt“, sagt Roswita Mandel, die sich gut daran erinnern kann, wie in den 1980-er Jahren noch fast 80 Prozent aller Bürger an die Wahlurnen gegangen sind.
Die 56-Jährige, die für die SPD-Landtagsabgeordneten Olaf Lies (Niedersächsischer Umweltminister) und Matthias Arends arbeitet, hat eine klare Meinung: „Nicht zur Wahl zu gehen unterstützt die rechten Tendenzen.“ Selbst wenn man sich nicht entscheiden könne, wen oder welche Partei man wählen solle, dann wäre es immer noch besser hinzugehen und einen Wahlzettel zu entwerten als seine Stimme nicht abzugeben. „Je höher die Wahlbeteiligung, desto besser für alle demokratischen Parteien“, sagt Roswita Mandel.
In diesem Jahr stehen Holger Heymann (SPD) als Landrat und für die Stadt Wittmund Rolf Claußen (Parteilos) als Bürgermeister zur Wahl. „Ja, es ist schade, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt und der Bürger nur ja oder nein ankreuzen kann. Es fehlt dann einfach an politscher Diskussion“, sagt die 56-Jährige. Aber nicht zur Wahl zu gehen, sei keine Alternative.
Roswita Mandel geht davon aus, dass in diesem Jahr, in dem die Pandemie noch nicht vorbei ist, der Anteil der Briefwähler weiter steigt. „Es ist so einfach, sich die Stimmzettel nach Hause schicken zu lassen. Man muss nicht einmal vor die Tür gehen“, sagt Roswita Mandel mit einem Augenzwinkern. Sie selbst hat ihre Wahl bereits getroffen. Ihre Stimmzettel sind schon wieder im Wittmunder Rathaus und sie werden dann am 12. und 26. September zur Kommunal- und Bundestagswahl mit ausgezählt.